Freitag, 15. Juni 2012

Tag 20 - Rio's Altstadt und Heimflug

Altstadt von Rio de Janeiro - Lapa & Santa Teresa
 

Handkarren in Rio


Nach einem etwas einfacheren Frühstück auf der Veranda machen wir uns zu Fuß auf hinunter in die Altstadt. Hier liegen Lapa und Santa Teresa, zwei immer noch sehr ursprüngliche Stadtteile von Rio. Die alte Straßenbahn, deren Gleise direkt am Haus vorbeiführen, fährt leider nach einem Unfall in 2011 nicht mehr, aber es ist nicht weit. Gerade zu Fuß ist der Weg sehr interessant: tolle Ausblicke auf die Stadt, die vielen alten Häuser, die teilweise schön hergerichtet sind oder dies gerade werden, Menschen an der Straße, ....

Rio - Antiquitätenhändler
   
Strassenkreuzung in Lapa
  
Gewürzhändler
 Die Frauen gehen shoppen, das bunte Angebot der kleinen Läden verführt doch ziemlich :-), der Autor dieses Blogs schaut sich lieber das Straßenleben OHNE Shoppen an: unendlich viele kleine Läden, sehr schmal und dafür sehr tief. Davor auch hier wieder jede Menge Straßenhändler, anders als in Paraguay aber längst nicht solaut und ohne Anmache. Ich beobachte, wie zwei Polizisten einige Händler vertreiben, blitzschnell sind die Tücher, in denen Uhren, Brillen und vieles sonst lagen zusammengefasst, der Tisch aus mehreren größeren Verpackungskartons zusammen geklappt und ab durch die Mitte. Es entsteht eine lautere Diskussion, die Händler dürfen ein paar Meter weiter wieder aufbauen. Alles geht superschnell und offensichtlich routiniert über die Bühne.
  
Putziges Tierchen im Stadtpark
Ich gehe in den Stadtpark direkt neben der 12-spurigen repräsentativen Avenida, die der damalige Präsident Vargas in den 1940er-Jahren bauen liess. Der Park ist eine Insel im sehr lauten und filterlos Diesel-stinkenden Verkehr der Stadt: schöne alte Bäume, die ich nicht kenne, lustige hasenähnliche Tierchen, die durch den Park springen, viele Menschen, die in der Mittagszeit etwas Ruhe und Schatten suchen.

Nach einem letzten Besuch in einem der praktischen Kilo-Restaurants mit ihrer oft riesigen Auswahl zum einfach mal so probieren machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Der Verkehr ist für Rio am Nachmittag sehr in Ordnung, wir verpassen trotz Navi - warum kommen die Ansagen nur so spät !!- die entscheidende Ausfahrt zum Flughafen, prompt stehen wir im Stau...
Am Militärflughafen stehen die Autos, die Straße ist gesperrt, plötzlich steigen zwei Apache-Hubschrauber auf, fliegen ein paar Runden. Wir vermuten, dass irgendein VIP-Gast zur RIO+20 Konferenz angereist ist. Nach 30 Minuten läuft der Verkehr dann auf einmal wieder normal.

Auf dem Flughafen angekommen, klappt die Rückgabe des Mietwagens diesmal problemlos, der CheckIn trotz viel Handgepäcks ebenso, bei Security und Ausreise sieht's aber weniger gut aus: laaange Schlangen in einer großen Halle, es geht nur sehr zäh voran - und unser Flieger soll in einer guten halben Stunde starten !! Wir reden mit einem Offiziellen - keine Chance auf "Sonderbehandlung", alles geht seinen Gang. Ein offenbar erfahrener brasilianischer Reisender zwei Viehgatter-Gänge vor uns, winkt uns und meint, wir sollen einfach vor. Wir kürzen einige Reihen ab, stehen dann auch noch an den Schaltern für Brasilianer, können uns aber trotz nochmaliger "Intervention" des selben eifrigen Beamten in die andere Schlange für alle Ausländer retten. Die Reisenden in der Schlange sind sehr verständnisvoll, wir dürfen vor.

Am Ausreiseschalter sitzt ein Mitvierziger mit Zahnspange und lächelt uns freundlich an. Mit aller Ruhe der Welt sortiert er unsere vier Pässe, schaut die Einreiseformulare durch und nimmt sie wieder an sich. Der erste Pass wird intensiver gesichtet, dann seeehr langsam in den Scanner gelegt, auf die richtige Seite mit den Einreisestempel geblättert, dieser auch nochmals inspiziert, dann gibt's den Ausreisestempel, der Pass wird exakt zusammengefaltet und uns in aller Gemütlichkeit ausgehändigt. Das wiederholt sich dann bei jedem Pass. Wir sitzen (oder stehen) wie auf Kohlen. Aber- puuuh, geschafft !! Bis wir dann im Flieger sind, vergeht dann auch nochmals einige Zeit - offenbar gab's mit dem Catering Probleme, wie später der Kapitän durchsagt.

Wir sind froh endlich im Flieger - diesmal eine Boeing 777 - zu sitzen, machen uns es bequem, soweit das beim recht engen Sitzabstand der AirFrance möglich ist. Der Rückflug bringt einige Turbulenzen mit sich, ziemlich exakt da an der Küste, wo sich vor fast genau drei Jahren der Absturz des Flug AF447 ereignete. Der AF447 wurde kurz darauf auf AF445 umbenannt - und das ist unser Flug heute - komische Gefühle, auch wenn der Kopf sagt, dass schon aus statistischen Gründen kein AirFrance Flug von Rio nach Paris mehr abstürzen wird.....


Wir kommen trotz guten Abendessens incl. Champagner, einiger Filme vom Bordsystem und dann am Morgen eines netten Frühstücks etwas unausgeschlafen in Paris an. Der Pariser Flughafen Charles de Gaulles ist riesig, genau auf den Punkt schaffen wir es zum Boarding in einer dreiviertel Stunde (!) vom Ankunftsterminal zum Abflug Richtung Stuttgart.

Bei schöner Sicht drehen wir eine Schleife direkt über unsere Heimat Tübingen-Reutlingen und werden am Flughafen von unseren Familien freudig begrüßt. Nach mehreren kalten und regnerischen Tagen zeigt das Thermometer heute auch in Deutschland nun auf einmal wieder 30° - ein toller Empfang.

Am Abend freuen wir uns bei einem Spaziergang im Sonnenuntergang an den schönen satten Farben der Gärten und des Waldes und an der Stille des Albvorlandes - was für ein Gegensatz zu Rio und dem Dröhnen des Flugzeugs.

Wir halten durch bis in den späteren Abend um den Jetlag auszugleichen und lassen die Reise am folgenden Sonntag ausklingen..


Drei Wochen mit sehr schönen Erfahrungen in einem tollen Land, mit vielen Begegnungen sind vorbei. Aber die Eindrücke werden sicher noch lange nachklingen - schliesslich sind ja auch noch einige tausend Fotos und Video-Clips zu sichten und in Form zu bringen :-)

DANKE!!

P.S.: Wir hoffen, der Blog hat Euch Spaß gemacht und ein bisschen was von Brasilien näher gebracht.

Über Kommentare freuen wir uns natürlich - inzwischen habe ich auch den Schalter gefunden, so dass nun Kommentare auch ohne lästige Anmeldung möglich sind :-)


Donnerstag, 14. Juni 2012

Tag 19 - Shopping in Paraguay

Am letzten Tag in Foz do Iguacu werden wir das dritte Land der Region besuchen - Paraguay.
Grenze Brasilien-Paraguay
Auf der anderen Seite des Grenzflusses Parana liegt die zweitgrößte Stadt Paraguay's, Ciudad del Este, die "Stadt des Ostens". Bis zur Hauptstadt Asuncion sind es 350km. Unser Reiseführer hat uns vorgewarnt, der einzige Zweck dieser Stadt ist steuerfreies Shopping oder "Warenfluten statt Wasserfluten".
Wir nehmen einen der lokalen Busse, die direkt über die Grenze fahren. Der Bus ist ein Monster, der Motor röhrt, alles klappert, die Sitze sind uralt. Wir bekommen an unserem Einstiegsort etwas außerhalb des Zentrums noch Sitzplätze, schnell füllt sich aber der Bus. Bis zur Grenze sind es nur wenige Kilometer, der Bus quält sich jedoch nur langsam durch den zähen Stadtverkehr. Keine Klimaanlage, dafür offene Schiebefenster müssen reichen. Wir fragen uns, wie lange bei einem derart vollen Bus wohl die Grenzabfertigung dauert, gestern nach Argentinien mit gerade mal 10 Mitfahrern war das ja kein Problem, heute sind bestimmt 60 Leute im Bus und auch kurz vor der Brücke über den Parana drängen nochmals weitere Menschen rein.Über die Brücke Stop&Go - bestimmt 30min in der Sonne, es geht nur langsam voran. Und dann die Überraschung: der Bus hält an der Grenze nicht mal an!!! Keiner will einen Pass sehen, Schilder weisen zwar auch in Englisch darauf hin, dass Ausländer unbedingt ihre Papiere zeigen und sich registrieren müssen, aber keine Chance dazu für uns....
Ciudad del Este
Die meisten Mitfahrer und auch wir steigen gleich am ersten Halt aus, hier beginnt die Shopping-Meile. Autos, Kleinbusse, Moto(rrad)-Taxis und Massen von Straßenhändlern und Einkäufern solange das Auge reicht. Ein Gefühl von Asien kommt in mir hoch, das ist zwar schon etliche Jahre her, aber unvergessen.

Werkzeuge mit "Bosch"-Aufklebern - was ist da wohl echt ?













Ciudad del Este

Die Mädels wollen in ein neues, klimatisiertes Shopping-Center, ich mache mich durch die Straßenhändler und den unglaublich dichten Verkehr von Taxis, Handkarren und hunderten von Moto-Taxis auf zu einem Elektronik-Markt. Laufend werde ich angesprochen, man bietet Coupons mit irgendwelchen besonders günstigen Discounts an oder Fake-Socken mit Nike-Logo oder weist einfach nur auf die tollen Angebote des nächstgelegenen Shops hin, wenn ich das richtig verstehe.

Moto-Taxis in Ciudad del Elste

"Echte" Ray-Ban-Sonnenbrillen - Ciudad del Este


Diese Stadt lebt davon, dass das nahegelegene Brasilien sehr hohe Einfuhrzölle auf im Ausland produzierte Waren hat, z.T. nochmals 60% auf eh schon hohe Preise.

Das Warenangebot ist international, v.a. Klamotten, viele davon Fakes, Ray-Ban Sonnenbrillen für ein paar Euro usw. Die Elektronik enttäuscht mich aber, Vitrinen mit japanischen Markennamen oder Apple Certified Store. Drin liegen aber nur wenige echte Weltmarken, v.a. NoName oder eben nationale "Marken". Die Elektronik-Preise sind deutlich höher als in Deutschland.
Aber es macht unglaublich Spaß, sich durch die Märkte zu quälen, Menschen zu beobachten und natürlich zu fotografieren :-)

Strassenkreuzung in Ciudad del Este

Strassenhändler in Ciudad del Este
Nach drei Stunden haben wir genug von Krach und Gestank der Stadt, genehmigen uns einen Kaffee, Wasser und ein paar ziemlich teure Milka-Kekse "Made in Argentina" und dann fragen wir uns zum Bus-Stop durch. Irgendwo vierhundert Meter weiter steht ein Bus zurück nach Brasilien, rollt aber bereits. Wir steigen schnell zu. Von Anfahrt aber keine Spur, der Bus rollt weiter, nach und nach steigen immer mehr Menschen mit vollen und sehr vollen Taschen zu. Erst als der Bus wirklich voll ist, fährt er los. Paraguay interessiert sich überhaupt nicht für den Grenzverkehr, auf brasilianischer Seite steigen zwei Offizielle in den Bus und schauen sich die Taschen der Einkäufer an, einige müssen aussteigen und durch den Zoll laufen, von uns Gringos wollen sie überhaupt nichts wissen.

Wir beobachten wie ein sehr großer Reisebus mit sehr großem Gepäckraum unten im Bus anhalten muss und sehr viele Shopper mit ihren sehr großen Taschen über sehr holprige Fußwege zur Zollabfertigung laufen - und wir sind bereits durch!!

Wieder in Brasilien angekommen genehmigen wir uns im örtlichen "Bier Garten" (wirklich !!) unter Palmen einen herrlich erfrischenden Suco (einen frischen Fruchtsaft aus einer der zahlreichen brasilianischen Früchte). Wir wählen Acerola, Laranja und Morango. Einfach nur lecker !

Um 18:00h geht unser Flieger nach Rio, trotz voller Koffer und deutlich mehr Handgepäck als erlaubt klappt der Check-In problemlos. In Rio warten wir erstmal 45min auf unser Gepäck, das dann auch noch an zwei verschiedenen Bändern ausgeladen wird und dann braucht der Mietwagenverleiher auch nochmals fast eine Stunde, unser kleines Auto bereitzustellen.

Wir fahren durch die Stadt zu unserer letzten Übernachtung in Brasilien, diesmal ein Hostel in Santa Teresa, der Altstadt von Rio. Die Strassen sind leer, wir kommen ohne Stau und dank Navi schnell gegen 23:00h im "Bossa in Rio" an. Das Hostel ist eine riesengrosse alte Villa am Berghang und stammt offenbar aus der Kolonialzeit, wie uns der nette Mann am Empfang erklärt. Der Blick auf die Stadt ist gigantisch ! Erst gegen 1:00h fallen wir recht müde ins Bett.

Mittwoch, 13. Juni 2012

Tag 18 - Wasserfälle - argentinische Seite


Catarates del Iguazu

Wir wollen keine organisierte Tour auf die argentinische Seite der Fälle mitmachen, sondern auch die Fahrt dahin "hautnah" erleben - mit dem öffentlichen Busverkehr. Das bedeutet z.B. mehrmals umsteigen.. Aber zum einen sind wir Schwaben und dann wollen wir auch kein Minutenprogramm mit Leithammel und farbigen Regen-/Sonnenschirmen:-)

Wir starten früh, fragen uns auf eigene Faust durch, steigen auch in die richtigen Busse, nach knapp 2 Stunden sind wir endlich am Eingang des argentinischen Parque Nacional Iguazu. Interessant ist der Grenzübertritt: alle Fahrgäste verlassen den Bus, marschieren durch die ausführliche Passkontrolle, bekommen den Einreisesempel in Argentinien. Danach besteigen alle Mitreisenden und der Busfahrer wieder den selben Bus wie zuvor und weiter geht die Fahrt. 


Der "Tren Ecologico", ein kleiner Zug mit Diesellok und offenen Wagen bringt uns im Park mehrere Kilometer weiter zum ersten Ausgangspunkt, von hier starten wir zu einem wunderbaren Trail. Unser Ältester mit Tochter buchen eine Motorboottour dicht an die Fälle heran. Bis zum Startpunkt der Speedboote bestaunen wir die Fälle aus einer völlig anderen Perspektive als am Tag zuvor und sind an manchen Stellen noch viel dichter daran. Wir steigen auf steilen Treppen hinab in die Tiefe bis zum Bootssteg. Mit dem Boot geht's erst mal langsam ran, und weil wir offenbar ein "junges" Team sind, geht's sogar dreimal voll rein in die Gischt unterhalb der Wasserfälle - was für ein Adrenalin-Kick !!! Trotz übergezogener Regenponchos kommen alle Bootsinsassen völlig durchnässt aber begeistert vom AdventureTrip zurück.

Das Trocknen erledigt die Sonne während die Kalorien wieder durch ein Sandwich zugeführt werden. Nach dieser erholsamen Pause gehts weiter per Bähnchen hinaus Richtung Teufelsschlund.

1100m laufen wir auf einem Laufsteg aus Metall über die Seitenarme des großen Iguazu-Flusses. Je mehr wir uns der Schlucht nähern desto lauter wird das Tosen der Wassermassen.



Höhepunkt des Parkes ist, so dicht wie möglich dran zu sein - der "Teufelsschlund" ist einfach nur gigantisch....

Dienstag, 12. Juni 2012

Tag 17 - Wasserfälle von Iguaçu - brasilianische Seite

Cataratas do Iguaçu 

Wir brechen auf zu den "Cataratas" -Wasserfällen auf der brasilianischen Seite. Der gesamte Park ist seit 1984 Weltnaturerbe der Unesco.Mit dem Linienbus fahren wir bis zum Eingang des "Parc Nacional do Iguaçu."
Von dort geht es in einem offenen Doppeldeckerbus (oben ist Temperatur noch ziemlich frisch heute morgen) bis zum Anfang des Panorama-Wanderweges. Der gut ausgebaute, schöne Weg führt uns -und ziemlich viele andere "Bewunderer"- entlang der Schlucht mit herrlichem Blick hinab in die Tiefe und auf die herabstürzenden Wassermassen.

Ziemlich dicht an den Wasserfällen führt ein Steg hinaus unten an den sogenannten "Teufelschlund". Wir sind mittendrin in der Naturgewalt Wasser und spüren wie klein wir sind. Vor der aufschäumenden Gischt schützen unsere mitgebrachten "Müller"-Regenponchos".

Nicht weit von uns weht auf der anderen Seite der Schlucht die argentinische Flagge.
Morgen werden wir uns nach Argentinien aufmachen um die größten Wasserfälle der Welt von der gegenüberliegenden Seite anzusehen. Die Bilder die wir festhalten, können nur einen Bruchteil dessen vermitteln, was wir mitten in diesem tosenden, gewaltigen Naturerlebnis empfinden. Der Geruch des herabstürzenden Wassers und das ohrenbetäubende Dröhnen der Fälle bleiben zumindest absehbar nur "live" erlebbar.

Montag, 11. Juni 2012

Tag 16 - Abschied und Weiterreise

Abschied von unseren Brasilianern - Reisetag nach Foz do Iguaçu

Unser letztes geniales Frühstück in Anápolis mit Bruder und Schwägerin. Wir sind dankbar für all die Eindrücke die wir vom "echten" brasilianischen Leben, von Alltag & Familie bekommen haben, vieles was sie uns am Telefon erzählen können wir uns nun ein bisschen besser vorstellen und einordnen.

Muito obrigado por tudo !! Wir kommen wieder :-)


Es geht jetzt weiter nach Foz do Iguaçu, den riesigen Wasserfällen im Grenzgebiet von Brasilien, Argentinien und Paraguay.
Mit zwei Zwischenstopps in Sao Paulo und Curitiba fliegen wir in sieben Stunden nach Foz.
Nachdem vergangenen Woche hier ein starker Kälteeinbruch mit Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt (!) herrschte, hat sich das Wetter nun wieder normalisiert: angenehme 23 Grad erwarten uns am Abend.
Noch etwas Planung für morgen - und jetzt ab ins Bett....

Boa noite !

Sonntag, 10. Juni 2012

Tag 15 - Pirenópolis & Wasserfälle


Kirche von Pirenópolis

Ausflug nach Pirenópolis und zu den Wasserfällen
 
Alte Häuser in Pirenopolis



Pirenopolis - blaues Haus


Unser Wecker klingelt kurz vor 7 Uhr, bereits sehr früh hat sich Besuch aus Goiânia zu einem gemeinsamen Ausflug angekündigt. Mit Wanderschuhen und Badesachen ausgestattet erreichen wir in einer Stunde Pirenópolis, ein schönes altes Goldwäscher- und späteres Hippie- (und jetzt natürlich Touri-)Städtchen mit vielen kleinen bunten Häusern, netten Läden und Straßencafes.


Wir fahren durch die holprigen Pflasterstraßen der Stadt, da fängt unser Auto schon wieder an zu qualmen, die Temperaturanzeige blinkt - STOPP! Wasser tropft aus dem Auto. Der Kühler hat bei dem letzten Breakdown wohl etwas Schaden genommen. Zum Glück ist ein Automechaniker mit dabei, er meint es ist kein Problem mit dem Auto nachher wieder nach Hause zu fahren. Nur das niedrige Tempo durch die Altstadt mit Klimaanlage hat die Kühlung etwas gestresst. Wir lassen das Auto trotzdem erstmal hier stehen und fahren in zwei Gruppen  zu unserem Ziel, den Wasserfällen Cachoeira Bonsucesso. Wieder geht es über rote Sandwege und über Stock und Stein.


Pirenopolis - Wasserfall

Lagoa Azul
Wir parken an einer kleinen Farm, Hühner, Pferde und anderes Getier läuft hier herum. Hier beginnt der Aufstieg zu den Wasserfällen. Entlang von Weideflächen, steil durch den Wald und auf sonnigen Sandwegen führt der Weg uns an sechs verschiedenen kleineren, aber wunderschönen Wasserfällen vorbei. Jeder Fall ist einmalig und  besonders schön, die meisten stürzen unten in ein Becken, in dem man baden kann. Der Weg führt uns immer weiter nach oben, wir klettern über Steine, überqueren auf kleinen Hängebrücken und großen Steinen Bäche und freuen uns an der herrlichen Natur. Nach gut einer Stunde kommen wir am großen Becken (der Blauen Lagune, na ja...) des sechsten Wasserfalls ganz oben auf dem Berg an. Hier gibt es auch mehr Leute, die sich ins Wasser trauen - bei uns nur unser Brasilianer, denn das Wasser ist sehr frisch.

Töpfe auf dem Holzfeuer

Nach einer gemütlichen Pause machen wir uns an den Abstieg und stärken uns dann im kleinen Restaurant neben der Farm mit traditionellem Essen & ziemlich lauter lokaler Volksmusik von CD, die uns sehr an alpenländische Hüttenmusi erinnert, nur die Jodler fehlen :-).  Zum Abschluss gibt es noch einen Cachaça -  jahrelang im Eichenfass gelagerten Zuckerrohrschnaps vom Besitzer und dazu zum Probieren auch noch supersüße Zuckerrohrstückchen.

Die Heimfahrt mit beiden Autos verläuft ohne weitere Störung, abends gibt's schwäbischen Salzkuchen und brasilianische Köstlichkeiten.

Dann ist Packen angesagt - morgen fliegen wir über São Paulo und Curitiba 2000km weiter nach Foz de Iguaçu zu den riesigen Wasserfällen im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien & Paraguay.







Samstag, 9. Juni 2012

Tag 14 - Shopping in Anápolis - oder Tour nach Brasília

Die Männer und Frauen gehen heute wieder getrennte Wege, die Bedürfnisse sind einfach verschieden. Die Männer sind schon zeitig auf und starten zu einem Ausflug in die Hauptstadt Brasília.

Shopping und mehr in Anápolis
Wir Frauen wollen nicht schon wieder Autofahren und bleiben vor Ort. Wir genießen das gemütliche Frühstück, räumen die Wohnung auf, versorgen die Wäsche und machen uns dann wieder auf eine kleine Einkaufstour :-) Danach puhlen wir bestimmt gut zwei Kilo Shrimps, die eine Schwester unserer Schwägerin zum Familienfest frisch vom Meer mitgebracht hatte. Unserer Schwägerin bereitet uns daraus ein köstliches Mittagessen, das wir bei einem kleinen Mittagschläfchen verdauen und anschließend zu einem Spaziergang aufzubrechen. Wir drehen eine Runde in der schön angelegten Grünanlage mit Seen, herrlichen Blumen, Bäumen, Spielplätzen und Fitnessgeräten. Da ist echt was los im Park! Habt ihr schon mal Open Air dreißig Menschen - Kinder und Erwachsene - gleichzeitig auf Trampolins mit Animateurin bei fetziger und lauter Musik hüpfen sehen? Kostenloses Fitnessangebot in der Stadt für Jedermann/frau. Tolle Idee finden wir. Wieder zu Hause waren wir gespannt, was uns die Männer von ihrem Brasília-Trip erzählen werden.


Brasília - die Retortenstadt der 50er und 60er Jahre

Wir beiden Männer machen uns früh Richtung Brasilia auf, der Hauptstadt des Riesenlandes Brasilien. Zwei Stunden Autofahrt über sehr freie und ziemlich gute Strassen. Je näher wir der Hauptstadt kommen, desto breiter werden die Strassen - und desto häufiger die riesigen Fußgänger-Überführungen, die offenbar keiner wirklich nutzt.

Fußgängerbrücken die kaum einer nutzt

Die Menschen laufen lieber ebenerdig über die sechs- bis achtspurigen Straßen....

Brasilia - Kathedrale

Auch wenn die einstmals berühmte Beton-Architektur Brasilias inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist, beindruckt sie auch heute noch. In nur 1000 Tagen wurde die Stadt komplett aus dem Nichts mitten in Brasilien hochgezogen und 1960 in Betrieb genommen. Das Zentrum hat die Form eines Flugzeuges, am Pilotenplatz steht das Parlament.



Brasilia - Kathedrale innen
Die meisten Gebäude stammen vom brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer, der auch heute noch mit 104 Jahren in seinem Büro in Rio aktiv ist.

Brasilia - Blick vom Fernsehturm
Wir starten unsere Tour am Fernsehturm, der ziemlich genau in der Mitte des "Flugzeugrumpfes" steht. Er bietet einen kostenlosen Aufzug zur Plattform auf 75m Höhe, ein erster guter Überblick in alle Richtungen.
Zahllose kleine Shops unterhalb des Funkturms bieten eine Unzahl an Kunstartikeln und auch ordentlichem Essen - es ist Mittagszeit...


Brasilia - Baustelle Fußball-Stadion
Das Stadion für die Fußball-WM in zwei Jahren ist definitiv im Werden....

Am Turm startet auch eine zweistündige Tour mit dem offenen Doppeldecker, eine luftige Tour zu den wichtigsten Punkten. Wir sind etwas enttäuscht von der Tour, mit dem Auto hätten wir allerdings nicht den deutlich höheren Blick auf Regierungsgebäude usw. gehabt.


Brasilia - Parlamentsgebäude
Wir fahren nochmals zum Parlamentsgebäude, hier tagen Abgeordnetenhaus und Senat, die beiden Palamente Brasiliens. Es ist Samstag und zudem durch Fronleichnam ein langes Wochenende, viele Besucher (-familien) sind unterwegs. Trotzdem kommen wir in kürzester Zeit zu einer sehr interessanten, einstündigen Tour durch beide Parlamente. Der Sicherheitscheck läuft sehr schnell, eine Personen- und Taschenschleuse wie am Flughafen, meine Kamera, Handy, Geldbörse etc. liegen aber einfach auf einem Tisch zur oberflächlichen Begutachtung. 9/11 hat offensichtlich kaum Auswirkungen in Brasilien...


Brasilia - Parlament
Wir laufen durch die Lobby der beiden Häuser, sitzen auf den Abgeordnetenbänken, an denen sich die gewählten Repräsentaten per Fingerabdruck identifizieren. Es gibt weniger Plätze als Abgeordnete, jeder nimmt sich bei Sitzungen irgendeinen freien Tisch, erklärt uns unser Führer.
Im Senat steht sogar an jedem Platz ein identisches Laptop, die Maus ist ordentlich auf den Deckel gelegt, da kann sich der Bundestag was abgucken....

Die Ausfahrt mit dem Auto führt durchs Parkhaus der höchsten Repräsentanten Brasiliens, auch hier kann man einfach rumlaufen, überall zwar Kameras, aber kaum Security - kein Vergleich zu Europa !!

Nach diesem sehr relaxten Ausflug in die Politik fahren wir bei gigantischem Sonnenuntergangswetter zurück nach Anápolis.

Freitag, 8. Juni 2012

Tag 13 - Ruhetag und Shopping in Goiânia


Ausruhen, Shopping - und nochmals Familienbesuch in Goiânia

Wir gehen den Tag sehr gemütlich an - spätes & laaanges Frühstück. Die Frauen machen sich am Nachmittag  mit dem Bus auf den Weg nach Goiânia. Wir sind beeindruckt wie ordentlich - fast wie in England- sich alle Fahrgäste vor dem Bus in einer Reihe aufstellen und einer nach dem anderen seine Fahrkarte in den Automaten steckt, sich mit Kind oder großem Gepäck durch das sehr schmale Drehkreuz im Bus quetscht. Wir fragen uns, wie Schwangere oder sehr übergewichtige Menschen da unbeschadet durchpassen... Nach gut einer Stunde Fahrt kommen wir in Goiânia an und stürzen uns ins Einkaufsvergnügen im benachbarten Einkaufszentrum. Wir finden ein paar Schnäppchen und Souvenirs und fragen uns, ob wohl alles in unsere Koffer passt.

Die Männer machen es sich zu Hause gemütlich, sichten die vielen Fotos, checken E-Mails und anderes. Sie machen sich erst am späten Nachmittag auf den Weg, um das Auto in der Werkstatt abzuholen.
Der VW Fox ist wieder in Ordnung. In der Werkstatt steht verstaubt ein gepanzerter Mercedes CLK 430 - was der wohl alles schon erlebt hat !?

Zum Abendessen treffen wir uns bei der Familie in Goiânia. Wir werden wieder herzlich begrüßt, und in der Freiluftküche im Innenhof mit Spezialitäten versorgt. Ganz frische Käsebrötchen - Pão de queijo- sehr gefährlich, man kann sich daran überessen! Frischgekauftes warmes Pamonha: Maisgrießbrei mit Käse, ähnlich wie Polenta, gegart in Maisblättern, lassen wir uns auch noch schmecken. Nach diesem schönen Tag geht's mit beiden Autos nach Anápolis zurück.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Tag 12 - Brasilianisches Familienfest

Brasilianisches Familienfest - und wir mitten drin


Die ersten von uns sind schon um 7 Uhr auf den Beinen. Was für ein herrlicher Morgen - man hat einen sagenhaften Ausblick über das weite Land - es ist atemberaubend schön.

Während wir frühstücken herrscht um uns herum geschäftiges Treiben (aber keine Hektik)  - die Festvorbereitungen sind in vollem Gange. Auf der großen Granit-Arbeitsplatte liegt das Kuhfleisch (die Kuh hatte 500 kg) zerteilt in Stücke zum Auskühlen, einige Frauen arbeiten in der Küche, schälen Zwiebeln und Knoblauch in großen Mengen.Die Grillmeister feuern schon mal den großen Grill an.

Obwohl unser Gastgeber so viele Gäste erwartet, nimmt er sich Zeit für einen Ausritt mit seinen Kindern und zwei von uns "Gringos" auf seinen drei besten Pferden. Stolz zeigt er uns sein wunderbares Land, seine Tiere, wir bekommen frische Orangen direkt vom Baum und auch die zwei Deutschen bleiben fest im Sattel. Die anderen versuchen ihr Glück beim Angeln am See. Leider beißt kein Fisch an sondern nur eine kleine Schildkröte, die wir natürlich wieder freilassen.Wir sehen auch unsere ersten Tukane und Papageien.


 Nach und nach treffen die Gäste ein, wir mitten drin. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, unseren wenigen portugiesischen Wörtern und mit einigen der jüngeren Gäste auf Englisch. Wir sind herzlich aufgenommen und fühlen uns sehr wohl in der Großfamilie, mitten in dem Gewusel und Geschnatter von Tanten und Onkels, Nichten und Neffen, die sich auch zum Teil seit Jahren nicht mehr gesehen haben und sich und uns sehr herzlich begrüßen. Inzwischen duftet es schon nach Grillfleisch - brasilianisch Churrasco - Unmengen von Steaks werden gegrillt, in kleine Streifen geschnitten und in einer Thermobox gelagert. Alles findet im Freien statt.

Das Fest beginnt mit einem Dankgottesdienst. Dann wird das Essen eröffnet. Zwei Menschenreihen entlang des über fünf Meter langen Holztisches, auf der linken Seite alle bis 45 Jahre, auf der rechten Seite die "ältere" Generation - also auch wir :-). Es  beeindruckt uns, wie reibungslos das mit über 200 Leuten funktioniert: sechs Riesenschüsseln stehen auf dem Tisch, Reis natur, Reis mit Palmkern, Reis mit Bohnen, Speck und Kräutern, Tomatensalat, gekochter Maniok und Fleisch ohne Ende. Lecker, lecker....

Nach dem Essen scheint jede/r irgendwo anzupacken und mitzuhelfen, ruck-zuck ist das Geschirr an dem Riesenbrunnen mit fließenden frischen Quellwasser gespült. Faszinierend.
Zum Nachtisch werden Ananas geschält und Melonen gespalten - wie erfrischend.

Für uns ist alles wie ein Traum, dass wir das erleben dürfen - welch ein Geschenk. Die brasilianische Gastfreundschaft und Herzlichkeit ist wirklich überwältigend und all das in dieser herrlichen Umgebung..

Wir verabschieden uns mit vielen Umarmungen und Küsschen und machen uns müde und glücklich Richtung Anápolis auf - vier Stunden Heimfahrt ohne Panne.



Unterwegs stoppen wir noch bei einer älteren Tante und bestaunen ihre Farm mit Haus aus den 50er Jahren.Wir fühlen uns zurückversetzt in vergangene Zeiten - alles sehr rustikal und einfach - aber mit viel Herz.




Ein schöner voller Tag geht zu Ende.